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Langeland Rundt, Sølv-Roret-Art

Bernd Ehler, SY Charlotte, September 2023

Ich habe vier Segeltage Zeit. Und möchte auch dieses Jahr einhand los.

 

Donnerstag

Strande – Spodsbjerg

Morgens ist mein Plan, nach Strynø zu segeln, dort dann ausschlafen, joggen, baden…

Ich verhole mich unter Maschine bis hinter den Leuchtturm Kiel. Dort kommt ein wenig Westwind auf, der Reacher sorgt für Fahrt. Aber so käme ich erst echt spät an. Also entscheide ich mich auf halbem Weg um – Bagenkop ist doch näher. Zwischenzeitlich wechseln die Windsysteme über Flaute zu leichtem Südost.

Und dann, es läuft gerade so schön, entwickelt sich ein Plan. Ich habe zwar nur wenig Wind, aber mit Gennaker mache ich zwischen drei und vier Knoten Fahrt. Und die Richtung stimmt auch – nur nicht nach Bagenkop, sondern gleich weiter den Großen Belt rauf. Mitstrom ist auch. Ich habe ja Zeit, noch kein Ziel und kann irgendwo den Haken wegschmeißen, wenn mir danach ist.

Ich gleite an angelnden Männern in Tarnanzügen auf Leihmotorbooten vorbei, mitten auf der großen Breite des Belts. Und links und rechts schwirren die Kolibri – nein, die riesigen Container und Tanker.

Dann erlöschen nicht die Weihnachtskerzen im Pavillon an der Mattentwiete, sondern der Wind, und dunkel wird es auch bald. Und es soll heute Nacht Südost mit drei bis vier Windstärken kommen. Um zu ankern, ist es dann doch zu offen hier an Langelands Ostküste. Also muss wieder die Maschine ran, es geht nach Spodsbjerg.

Dort ist es finster. Die Hafeneinfahrt ist natürlich leicht zu finden, aber ich habe vergessen, die Helligkeit des Plotters im Cockpit zu dimmen. Ich sehe nix von den Pfählen, Stegen und Boxenreihen. Auch nicht die Hinweisschilder: Bro B kleine Schiffe, Bro C große Schiffe. An die Stirnlampen und den Scheinwerfer an Bord denke ich auch nicht und lande auf einem sehr langen Platz an Bro C. Nun Ja, der Hafen ist fast leer, bis auf die Leihmotorboote. Die Angler in Tarnanzügen sind schon zu Bett.

Und wo ich schonmal den halben Weg hochgefahren bin, habe ich jetzt ein Törn-Ziel: Langeland Rundt.

 

Freitag

Spodsbjerg – Strynø

Der versprochene Südost ist da, der versprochene Nordstrom auch. Also los, ich will heute schon wieder nach Strynø. Aber jetzt oben um Langeland rum.

Halber Wind, Mitstrom, da steht manchmal eine 8 über Grund. Später nach dem Flach bei Sandhage kann ich ein wenig abfallen. Der Reacher geht hoch, die Geschwindigkeit über Grund wird nochmal besser.

An der Nordtonne gehe ich an den Wind. Ich kann Rudkøbing Løb beinahe anliegen, nachdem ich bei Lohals durch das Riff gefahren bin. Ein Reff ist nötig. Das mag unsere Charlotte sehr gern und auch schon bei vier Windstärken.

Auf der andern Seite vor dem Ufer Fünens bewundere ich 250 bunte Punkte – nein, auch hier wieder keine Kolibri. Es sind die Gennaker, Spinnaker und was auch immer des Silverrudders, die als Schwarm gen Norden ziehen.

Ich erreiche Strynø noch in der Nachmittagssonne, jetzt dann also joggen, baden…

Morgen Hafentag.

 

Samstag

Strynø – Marstal – quasi Hafentag

Ich verhole abends noch auf einen Platz mit der Nase im Wind und Abendsonne im Cockpit. Aber der Liegeplatz wird heute wieder gebraucht. Außerdem schaukelt es im Hafen schon ordentlich bei Ost 4. Dann mache ich meinen Hafentag eben in Marstal, das Frühstück gleich auch.

Ich liege später in Marstal so rum, Buch vor der Nase, es kommt keiner zum Kassieren. Also schaue ich mal nach, ob Marstal nicht inzwischen auch einen Bezahlautomaten hat. Sie haben.

 

Sonntag

Marstal – Strande

Ein Steigerungslauf

Schon beim Aufwachen und Cockpitfrühstück ist mir warm. Das allerdings steigert sich nicht, nur bin ich abends sonnenverbrand müde.

Aber bis dahin. Ich laufe unter Motor aus, bis zum Ende des Fahrwassers, und versuche zu segeln. Das beginnt mit 0,5kn Fahrt und 1kn Wind. Die Fahrt ist allerdings nur Strom. Aber weiter draußen ist schon dunkleres Wasser zu sehen. Tapfer werden rundherum Blister, Code-0, Genuas, Klüver und Spinnacker hingehängt. Ich nutze das Treiben, um den Reacher zu setzen. Dann geht es los. So dahinzugleiten gefällt mir schon. Einer unter Motor bekennt, er sei neidisch auf meinen Reacher.

Bald segeln alle. Das läuft und macht richtig Spaß. Nur wird es irgendwann zu viel für die Selbststeuerung und das große Segel. Ich mache langsam. Der Reacher kommt weg und ich bereite mir ein zweites Frühstück zu.

Wir steigern uns. Überhole die Folkeboote, lange vor mir ausgelaufen. Bin überrascht wie deutlich schneller ich bin. Der Leuchtturm Kiel ist schon zu sehen. Während eine größere Dehler fast aufrecht mit Gennaker aufkommt, stecke ich ein Reff ein. Wie gesagt, das mag Charlotte.

Ab Bülk erwische ich sogar ein paar Wellen für leichte Surfs. Und Wind und Sonne, herrlich!

Mache ich nochmal nächstes Jahr.


Massengutkolibri


Silverrudder


Tradition Brückennaschi


nach einem Einhandsegeltag


Das Treiben vor Marstal


Der Gennaker lässt sich hängen