Erste große Teiletappe
Lange hatten wir auf diesen Tag hingearbeitet und hingefiebert, sehrwohl aber auch mit einem gewissen Grummeln in der Magengrube, weil doch vieles Neue auf uns zukommen würde.
Als Vorbereitung haben wir u.a. in Elsfleth das „Safety & Fire“ Seminar besucht. Eine besonders zu erwähnende Erfahrung ist die Seenotamimation im Schwimmbecken mit meterhohen Wellen, Sturm und Regen und das ganze mit Vollzeug in der Rettungsweste. Eines haben wir von diesem Seminar sehr stark verinnerlicht: Das Tragen der Rettungsweste ist das A & O, und auch, dass der Schrittgurt angelegt wird. Safety first!!! Als weitere Vorbereitung haben wir das „Medizin auf See“ Seminar in Hamburg – Wedel besucht. Es hat uns noch mal in medizinischen Belangen Sicherheit gegeben und uns noch ein paar Tipps mit auf den Weg gegeben, welche Medikamente auf jeden Fall an Bord sein sollten. Auch das Nähen von Wunden wurde geübt. Daneben haben wir die TO-Microseminare angeschaut und vieles im Internet nachgelesen.
Der Tag der Abreise rückte näher: Wir hatten uns bei leider nicht so gutem Wetter am Sonntag, dem 04. Mai 2025 an der SVC Grillbude von unserer Familie, von Freunden und Bekannten verabschiedet.
Am 05. Mai ( unserem 30. Hochzeitstag) hieß es dann „Leinen los“.
Wir fuhren von Cuxhaven über Langeoog, Norderney, Texel, Scheveningen (NL), Breskens (NL), Oostend (B) nach Ramsgate (UK), Dover, Eastbourne, Brighton, Littlehampton, Chichester, Portsmouth, Southampton, Beaulieu River, New Town River, Weymouth, Dartmouth, Dartriver, Salcombe, Plymouth, Falmouth nach Madeira.
Wir haben also die englische Südküste von Ost nach West bereist. Die Häfen in UK
sind alle sehr gut ausgestattet, die Sanitäranlagen sind sehr sauber und gepflegt und das Marinabüro ist in vielen Häfen 24/7 besetzt. Das ist ein Service, den wir bisher so nicht kannten. Allerdings kannten wir die Preise so bisher auch noch nicht. Die Liegegebühr beträgt umgerechnet für eine 12 m Yacht zwischen 60 € und 65 €/ Nacht. Das Liegen an einer Mooringtonne kostet ca. 30 € und das Ankern muss teilweise auch noch mit 10 – 12 € pro Nacht bezahlt werden! Da waren wir doch schon irritiert.
Der Osten Englands hat uns nicht abgeholt. Es gab keine Wanderwege oder ruhige kleine Straßen. Wir mußten vielfach an vielbefahrenen Hauptstraßen mit rücksichtslosen Autofahrern entlangmarschieren!
Gen Westen wurde es landschaftlich schöner. Besonders hervorzuheben sind hier Beaulieu River und Newtown River, beides liegt im Naturreservat.
Von Falmouth ging es dann am 24.06.25 um 23 Uhr los gen Madeira.
Bis hierhin hatte uns die ganze Zeit noch eine Sorge begleitet: Die Installation unseres Iridium GO! Satelitentelefons und des Data Hub. Beides ist für das Abrufen von Wetterdaten und für die generelle Kommunikation fernab der Küste erforderlich. Leider gestaltete sich das alles als sehr schwierig und wir hatten so manches Mal den Support von Predictwind in Neuseeland am Telefon. Das war schon sehr schwierig und anstrengend, zumal die ganze Kommunikation ja auf Englisch ablief! In Foren liest man immer wieder, man möge sich ausreichend Zeit dafür einplanen, mind. einen Monat, und das zu Recht. Nun läuft es perfekt.Es ist für uns auch ein erheblicher Sicherheitsaspekt. Auf der Fahrt nach Madeira haben wir von dem Wetterrouting auch reichlich Gebrauch gemacht und sind so einem Sturm entgangen, obgleich wir einen Großteil der Strecke trotzdem noch um die 25 Knoten Wind hatten. Wir änderten den Kurs und sind doch näher an das Gebiet der Biskaya herangefahren, als eigentlich gewollt. Denn wir wollten der Orcagefahr von vor herein aus dem Weg gehen, deshalb haben wir auch den Weg über die englische Küste gewählt.
Die Fahrt im Ärmelkanal war wg. des Tidenhubs und den damit verbundenen Strömungen schon anspruchsvoll. Der Erwerb des Almanac ist hier absolut zu empfehlen!
Die Fahrt auf dem Atlantik war zunächst geprägt mit Kurs hart am Wind und hoher Welle von vorn. Unser Boot hat Geräusche gemacht, die wir bisher noch nicht kannten. Es rummelte im Rumpf und der ganze Aufbau knarzte. An Schlaf war da nicht so ganz viel zu denken. Im weiteren Verlauf hatten wir dann eine Flaute, in der wir ca. 30 h Motoren mussten. Das wollten wir eigentlich nicht, aber es ging nicht anders, weil wir wussten, dass eine Starkwindphase folgen sollte, der wir entgehen wollten. Dennoch hatten wir 25 – 30 Knoten raumen bis achterlichen Wind. Die Wellen von hinten hatten eine gewaltige Höhe und auch eine gewaltige Macht.
Das Reffen des Großsegels war an der Tagesordnung und wir haben große Teile der Strecke das Sturmsegel benutzt. Mit der Zeit gewöhnt man sich an die Wellen, den Wind und die vielen verschiedenen Geräusche. Wir haben von 19:00 – 7:00 im 3 Stundentakt die Wache gehalten. Das war eine gute Variante, mit der wir gut klargekommen sind. Nach zehn Tagen hieß es dann „Land in Sicht“! Es war die vorgelagerte Insel Porto Santo. Nach Madeira war es noch 30 sm weiter, das wir dann am 04.07.25 abends um 19:00 in der Ankerbucht „Enseada da Abra“ erreichten.
Auf Madeira möchten wir jetzt drei bis vier Wochen bleiben und an den Llevadas wandern. Dann geht es im August weiter auf die Kanaren.
Gerhard & Babette Burchards
SY „Dwarslooper“